„Der „Tatort“ wird in Zukunft eine Kulisse weniger haben“

Neue Zeiten in Chorweiler?Der Kampf um die 1.211 Wohnungen der Hochhaussiedlung Chorweiler hat mehrere Jahre gedauert und bedurfte Anstrengungen von vielen gesellschaftlichen, staatlichen, kirchlichen und politischen Akteuren, um die heruntergewirtschafteten Häuser aus dem Würgegriff der ehemaligen profitorientierten Besitzer zu befreien. Und nun gibt es einen Neuanfang: Am 24. August 2016 wurde die Zwangsverwaltung aufgehoben und die GAG AG wurde rechtmäßige Besitzerin der Hochhäuser in der Florenzer Straße, der Stockholmer Allee, der Göteborgstraße und der Osloer Straße.

Aus diesem Anlass hat die GAG am 31. August Vertreter der Medien zu einer Pressekonferenz auf dem Dach des CityCenters nach Chorweiler eingeladen.  Zahlreiche Print-, TV- und Internet-Redaktionen sind der Einladung gefolgt.

Uwe Eichner und Jochen Ott, GAG AGAls erster traf Jochen Ott, Aufsichtsratsvorsitzender der GAG und SPD-Landespolitiker, vor das Mikrophon. Er erinnerte daran, wie hoffungsvoll die Anfänge der Neuen Stadt waren – mit modernen Wohnungsgrundrissen, breiten Straßen, direkter Nähe zum Fühlinger See und dem größten Arbeitgeber vor Ort, den Ford- Werken. Und es gab auch die Abwärtsentwicklung, die nun gestoppt sei. „Der „Tatort“ wird in Zukunft eine Kulisse weniger haben, um seine Fälle zu ermitteln“,- sagte Ott augenzwinkernd.

Fast acht Minuten brauchte Ott, um die zahlreichen Beteiligten der Erfolgs-Story zu benennen und sich bei ihnen zu bedanken – vom Minister bis zum Hausmeister des neuen GAG-Teams.

NRW-Minister Michael GroschekDer NRW-Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Michael Groschek, lobte ausdrücklich  beide OB-Kandidaten von 2015, Henriette Recker und Jochen Ott, dafür, dass sie mit dem Thema Chorweiler behutsam umgegangen sind und nicht zum Spielball von Wahlkampfinteressen gemacht haben. Er appellierte an die Anwohner, die die Veranstaltung von ihren Balkonen verfolgten und bedankte sich bei ihnen dafür, dass sie den Mut behalten haben und sich nicht zur Ware der Börsenspekulanten degradieren ließen.  Vor der Pressekonferenz ist er durch die Läden des Einkaufszentrums Chorweiler gegangen und hat mit den Menschen gesprochen. „Ich begegnete einem Mann, der hier seit 1978 wohnt, – teilte der Minister seine Eindrucke mit – „er sagte zu mir: Früher galt das Soziale, jetzt nur noch das Geld. Mit dieser banalen Aussage kann man die Geschichte von Chorweiler zusammenfassen.“ Aber mit dem heutigem Tag habe man die Heuschrecken besiegt. Es gebe aber viel zu tun. Wie er aus den Gesprächen erfahren habe, sind die Radwege in Chorweiler in schlechtem Zustand, Kinderspielplätze marode, es gebe keine deutschen Kneipen mehr.

Ferner rief er auf, die historischen Fehler der Privatisierung der 90-er Jahre zu korrigieren, damit die Menschen nicht als Handelsobjekt ausgeschlachtet werden können. Zum Vergleich erwähnte er die Stadt Wien, in der 2/3 der Bevölkerung in kommunalen Wohnungen leben, selbst an prominentesten Stellen. „Wohnen soll wieder zum sozialen Grundrecht werden!“, forderte der SPD-Landesminister. Anschließend gab er dem Centermanagement einen Tip: „Viele sagen, dass sie froh sind, dass es das CityCenter gibt, aber es ist zu „jugendlich“. Bitte beim Sortiment nachbessern, ansonsten nur Lob in Richtung CityCenter, das ein Kristallisationspunkt der ganzen Gegend ist.“ Anschließend teilte Minister Groscheck mit, dass das Bundeskabinett weitere 300 Millionen Euro für die Stabilisierung der sozial benachteiligten Stadtteile, wie Chorweiler, zusätzlich zu Städtebauförderung zur Verfügung stellt. Mit den Worten „Wir müssen uns auf einen langen Weg machen. Wir werden aber das Ziel erreichen, Chorweiler wird zur Stadt der guten Hoffnung!“ verließ er das Rednerpult.

Oberbürgermeisterin ReckerOberbürgermeisterin Recker bedankte sich bei allen, die sich für Chorweiler engagiert haben. Ein besonderer Dank von Frau Recker ging an die Sozialbüroleiterin Frau Siggi Heidt, die jahrelang unermüdlich für die Verbesserung der Lebenssituation in Chorweiler gekämpft hat. Die Oberbürgermeisterin meinte, dass das die Signale aus Chorweiler gegen die Heuschrecken gewesen sind (waren), weit über den Stadtteil hinaus. Es wird sich vieles ändern, die Plätze werden umgestaltet, es wird drei neue Kinderspielplätze geben, zwei Bolzplätze in Chorweiler und Chorweiler-Nord, werden entstehen.  Sie lobte den Beteiligungsprozess, der gerade in diesen Tagen in Chorweiler läuft.

Uwe Eichner, Vorstandsvorsitzender der GAGZum Schluss hat Herr Uwe Eichner gesprochen, Vorstandsvorsitzender der GAG. Er begann mit einem historischen Exkurs in die Entstehungsgeschichte von Chorweiler, als es in der Mitte der 70-er Jahre keinen Leerstand in den neuen Hochhäusern gab. Als den größten Fehler nannte er den Verkauf des Bestandes nach der Pleite der Wohnungsgesellschaft Neue Heimat in den 80-ern an mehrere Eigentümer, die sich nur noch um das Geldverdienen kümmerten. Als positives Beispiel nannte er die Wohngesellschaft Sahle Wohnen, die das Hochhaus Florenzer Str. 32 in ihrem Besitzt hat, und es in bester Form hält. Herr Eichner betonte, dass Chorweiler weiterhin bezahlbaren Wohnraum bieten soll und aus dem Grund wurden alle radikalen Umbaupläne verworfen. Er erinnerte an die großen Schwierigkeiten bei der Übernahme der insolventen Hochhäuser, mit denen man zu kämpfen hatte. Stolz stellte er das neue GAG-Team in Chorweiler vor, jene 18 Personen, die sich um die Belange der Mieter kümmern werden.

GAG spendet 5.000 Euro an die Kölner Tafeln.Anschließend spendete er im Namen der GAG  5.000 Euro an die Kölner Tafeln in Chorweiler. Die Mitinitiatorin, Frau Heidt, nahm den Scheck dankend entgegen.

Als erste Schritte will die GAG die technische Untersuchung der Gebäude und Wohnungen vornehmen um auf dieser Basis einen Maßnahmenkatalog und Zeitplan zu erarbeiten. Die Gesellschaft rechnet mit umfangreichen Arbeiten in Treppenhäusern und Fluren, an den Aufzügen, der Haus- und Sicherheitstechnik, sowie der Heizung und der Sanitäranlagen. Die Beleuchtung im Umfeld der Häuser soll auch überarbeitet werden.

31.08.2016, Alexander Litzenberger
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