Pro Retentiosraum Worringen

Der Retentionsraum Worringen ist ein geplanter Überflutungsraum, um extreme Hochwasser abzumildern. Dieser ist schon seit längerem in der Planung und wird derzeit kontrovers von Bürgern in den angrenzenden Stadtteilen diskutiert. Davon betroffen sind die Stadtteile Worringen, Roggendorf-Thenhoven, Blumenberg, Fühlingen, Rheinkassel mit Kasselberg und Langel.

Planung und vorliegender Hintergrund

Die letzten Baumaßnahmen zum Hochwasserschutz hatten eine Erneuerung und Erhöhung des Deichs, der vor einem Hochwasser bis 11,90 m (Kölner Pegel) schützt. Zum Vergleich: Der Schutz der Innenstadt von Köln ist um 60cm niedriger, d.h. auf 11,30 m.

Sollte es zu Extremhochwassern kommen, – es wird von statistischen 200-jahres Hochwassern gesprochen -, die den Pegel von 11,90 m zu überschreiten drohen, so ist ab dem Pegel von 11,70 m eine Flutung des Retentionsraums vorgesehen. Dadurch soll größerer Schaden abgewendet werden, zumindest um bis zu 14 Studen verzögert werden.

Welche Auswirkungen Hochwasser auf unsere Gegend haben können, ist mit Hochrechnungen auf der Hochwasserkarte für verschiedene Pegelstände darstellbar. Für den Bereich um den Worringer Bruch sind auch Simulationen mit und ohne Retentionsraum abrufbar.

Weitere Informationen sind erhältlich im Informationsbüro der StEB in Worringen. Lesenswert ist auch die von der StEB herausgegebenen Broschüre zum Retentionsraum, sowie eine Liste mit den häufigsten Fragen und deren Antworten zu diesem Thema.

Der aktuelle Planungsstatus 1

Es wurden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens im vergangenen Sommer etwa 100 Einwendungen von verschiedenen Stellen dazu eingereicht. Diese werden derzeit bei der Bezirksregierung bearbeitet und beantwortet und werden am Erörterungstermin im Mrz. /Apr. 2017 öffentlich vorgetragen. Wunschziel ist es, in etwa 5 Jahren mit den ersten Baumaßnahmen zu starten. Dies wird jedoch wahrscheinlich nicht erreichbar sein, da mit Widerstand und Klagen gerechnet werden muss.

Hauptsächlich vorgebrachte Befürchtungen und der Versuch diese einzuordnen

An erster Stelle sind hier die möglichen Grundwasserschäden zu erwähnen. Insbesondere der längere Verbleib von Wasser in den tiefer gelegenen Bereichen des Flutungsbeckens führt zu einem höheren Anstieg. Einige Keller z.B. in Blumenberg können feucht werden. Was wäre die Alternative im Extremfall? Überflutete Bereiche, die ebenfalls zu einem Anstieg des Grundwassers führen, dazu aber auch Oberflächenwasser.

Weiterhin wird die Zerstörung von Naturschutzbereichen im Worringer Bruch durch den langen Verbleib vom Wasser beklagt, ebenso der lange benötigte Zeitraum zur Regeneration. Ist das ein Punkt, der in einer Krisensituation beachtet werden muss? Es erweckt ein wenig den Anschein, dass z.B. verweigert wird, die Wertsachen und Familie mit einem Dieselfahrzeug ohne Partikelfilter in Sicherheit zu bringen.

In die ähnliche Richtung geht das Argument von belastetem Erdreich, welches durch die Flutung aufgeschwemmt werden könnte. Klar sollte sein, dass bei Hochwasser an vielen Stellen Schadstoffe freigesetzt werden, auch im Uferbereich vor den Deichen. Welcher Schaden hierbei insgesamt entstehen kann, ist nicht belegbar.

Ebenfalls ein großer Punkt ist die durch Überflutung nicht benutzbare oder zerstörte B9. Sollten die Deiche überflutet werden, dann ist allerdings ein noch größerer Bereich der Straßen nicht mehr nutzbar. Dass die B9 durch eine Flutung zerstört wird ist aktuell nicht belegbar, doch was würde das nach der Flut bedeuten? Es steht zu erwarten, dass die beschädigten Abschnitte im Anschluss neu und stabiler gebaut werden. Dass das Wegfallen der Straße während der Flut problematisch sein wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Leider sind absolute Sicherheiten nicht möglich.

Noch die Überlegung, was wäre, wenn gleichzeitig zur Flut auch noch ein Unfall im angrenzenden Chemiewerk geschieht? Das wäre allerdings eine unglückliche Situation. Wie hoch ist die  Wahrscheinlichkeit, dass das geschehen kann? Wahrscheinlichkeitsrechnungen zeigen, dass gleichzeitig auftretende Vorfälle sich in der Wahrscheinlichkeit gegenseitig potenzieren und ziemlich gering werden. Vermutlich wird mehr Sicherheit erreicht, wenn sämtliche Kleinwagen und Krafträder durch sichere Mittelklassewagen ersetzt würden. Teile von Flittard, als Vergleich, sind ständig von Bayer und vom Rhein umfasst, nicht nur bei Hochwasser. Wie bereits geschrieben, absolute Sicherheit ist nicht erreichbar.

Mein Fazit

Es gibt keinen 100% Schutz, es gilt also anzustreben, im machbaren Rahmen den besten Schutz mit den geringsten bzw. vertretbaren Nebenwirkungen zu erreichen. Der Retentionsraum gehört meines Erachtens dazu, und zwar mit voller Kapazität von 14 Stunden Fülldauer. Weniger emotionale, d.h. weniger subjektive Bewertungen zu diesem Thema sind sicherlich wünschenswert.

Noch einmal an die großen Oder-Hochwasser erinnert: 1997 kam es zu schweren Zerstörungen. Im Wiederaufbau wurden Überflutungsbereiche geschaffen und im darauf folgenden ähnlichen Hochwasser von 2010 waren die Zerstörungen deutlich weniger schlimm.

Man könnte natürlich auch versuchen, wie im Mittelalter, die Überflutung durch den Bau von Kapellen im Gefahrenbereich zu verhindern. Aber das hat damals schon leider in den seltensten Fällen funktioniert.

17. November 2016, S. Yeh

1.  Quelle: Telefonat mit dem Informationsbüro am 15. Nov. 2016

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